Als ich meine ersten Portraits gemacht habe, war ich vielleicht 14 oder 15. Irgendwann hatte mir meine erste „große“ Kamera zusammengespart.
Und ich habe sie geliebt.
Fast täglich bin ich damals losgezogen, irgendwo draußen, irgendwo im Grünen, und habe Fotos gemacht – von mir selbst.
Selbstportraits.
Nicht, weil ich mich besonders schön fand oder mich präsentieren wollte.
Sondern, weil ich einen Weg gesucht habe, mich auszudrücken.
Mich zu zeigen, auf meine eigene stille Art.
Ich war ein sehr introvertiertes, stilles Mädchen.
Und irgendwie hatte ich nie das Gefühl, dass jemand diese kreative, leise, tief fühlende Seite wirklich gesehen hat.
Es gab niemanden, der diesen Raum für mich gehalten hätte.
Niemanden, der gesagt hätte: „Zeig dich, so wie du bist. Ich sehe dich.“
Also habe ich mir diesen Raum selbst geschaffen.
Mit meiner Kamera.
Mit meinen Bildern.
In meiner eigenen kleinen Welt.
Und was damals vielleicht einfach wie ein Hobby aussah, war in Wirklichkeit so viel mehr:
Es war mein Weg, mich selbst ernst zu nehmen.
Mich selbst schön zu sehen.
Mich selbst zu fühlen.
Heute – viele Jahre später – mache ich nur noch selten Selbstportraits.
Heute habe ich Menschen in meinem Leben, die mich so sehen, wie ich bin.
Heute habe ich das große Glück, mich von anderen fotografieren zu lassen und dabei einfach ich selbst zu sein.
Aber ich habe nie vergessen, wie es sich anfühlt, wenn niemand diesen Raum für einen hält.
Wie sehr man sich danach sehnt, wirklich gesehen zu werden.
Echt. Unverstellt. Mit allem, was dazugehört.
Und genau deshalb schlägt mein Herz heute für das, was ich tue:
Ich halte diesen Raum.
Für Frauen, die sich zeigen wollen – vielleicht zum ersten Mal richtig.
Für Frauen, die ihre eigene Kraft (wieder) spüren wollen.
Für Frauen, die sich nicht länger kleiner machen wollen, als sie sind.
Manchmal brauchen wir jemanden, der uns sieht.
Und manchmal dürfen wir lernen, uns selbst zu sehen.
In jedem Fall: Du hast es verdient, dich strahlen zu sehen.
